Compasso-Systemlandkarte – Orientierungshilfe bei der beruflichen Eingliederung

Compasso, das Informationsportal für Arbeitgeber zur beruflichen Integration, hat mit der Systemlandkarte eine Orientierungshilfe entwickelt, die Arbeitgeber und Systempartner bei der beruflichen Eingliederung und dem Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit von Mitarbeitenden unterstützt.
Sylvia Sakac
  |  05. Juni 2020
  • Eingliederung
  • Invalidenversicherung

Insbesondere bei einer neu auftretenden gesundheitlichen Beeinträchtigung ist rasches und zielgerichtetes Handeln für die Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit von Arbeitnehmenden zentral. Am Arbeitsplatz lassen sich gesundheitliche Probleme von Mitarbeitenden frühzeitig erkennen und rasch die richtigen Schritte einleiten. Doch wann soll der Arbeitgeber handeln? Welches sind die richtigen Schritte? An wen können sich Arbeitgeber wenden? Für solche Fragen kann die Compasso-Systemlandkarte eine Orientierung sein.

Die häufigsten Prozesse der beruflichen (Wieder-)Eingliederung sind in sechs sog. Systemlandkarten (vgl. Grafik G1) abgebildet, die den grössten Teil der auftretenden Konstellationen nachzeichnen und dabei die involvierten Partner, Schnittstellen sowie die Zusammenhänge grafisch darstellen. In der Praxis existieren neben den sechs Hauptprozessen oft weitere komplexe Fallkonstellationen. Auch diesen wurde in der Orientierungshilfe Rechnung getragen: Ausgewählte Situationen werden anhand von Beispielen nachgezeichnet. Sie bestehen jeweils aus einer Situationsbeschreibung sowie einer spezifischen Übersichtskarte.

Zusammenarbeit Krankheitsfälle sind für Mitarbeitende und Arbeitgeber oft eine grosse Belastung und verursachen hohe Kosten. Eine wirkungsvolle und koordinierte Unterstützung durch die Krankentaggeldversicherer und IV-Stellen ist entscheidend für eine nachhaltige Rückkehr an den Arbeitsplatz. Deshalb haben diese und die Arbeitgeber unter der Federführung von Compasso mit dem praxisbezogenen Leitfaden ein zweites Instrument entwickelt, das die Systemlandkarten ergänzt.

Der Leitfaden zeigt anhand einer Prozessübersicht die wichtigsten Aufgaben der einzelnen Partner auf. Die jeweiligen Prozessschritte beschreiben aus Sicht der Krankentaggeldversicherer und der IV-Stellen die Fristen und Leistungen sowie die gegenseitigen Koordinationsschwerpunkte. Dadurch wird die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit erhöht und der Zeitablauf verkürzt und letztlich eine schnellere sowie nachhaltige Rückkehr an den Arbeitsplatz ermöglicht.

Unterstützung relevanter Systempartner Die Systemlandkarte wie auch der ergänzende Leitfaden sind Orientierungshilfen für Arbeitgeber und Systempartner und unterstützen den Prozess zur Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit. Sie fördern die Transparenz und das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge des Sozialversicherungssystems im Bereich der beruflichen Eingliederung. Bei der Erstellung dieser Instrumente wurde Compasso insbesondere von den nachfolgend genannten Systempartnern aktiv unterstützt: Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Bundesamt für Gesundheit (BAG), IV-Stellenkonferenz (IVSK), Schweiz. Konferenz für Sozialhilfe (SKOS), Konferenz der Schweizer Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK), Schweiz. Versicherungsverband (SVV) sowie Schweiz. Unfallversicherungsanstalt (Suva).

Arbeitsmarktfähigkeit im Zentrum Compasso engagiert sich für die erfolgreiche berufliche Eingliederung von Menschen mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Dabei kommt der Beurteilung der Arbeitsmarktfähigkeit zu Beginn des Prozesses eine Schlüsselrolle zu. Ein breit abgestützter Begriff der Arbeitsmarktfähigkeit soll dazu beitragen, die berufliche Eingliederung anhand (möglichst) objektiver Kriterien ziel- und bedarfsorientiert zu koordinieren und zu gewährleisten. Das von Compasso entwickelte Modell (vgl. Grafik G2) definiert als Hauptkriterien der Arbeitsmarktfähigkeit die Leistungsbereitschaft und die Leistungsfähigkeit. Diese lassen sich mithilfe der folgenden fünf Dimensionen beurteilen:

  • Gesundheit
  • Soziale Kompetenzen
  • Persönliche Kompetenzen
  • Fachliche Kompetenzen
  • Arbeits- und persönliche Situation

Eine umfassende, zielführende Beurteilung der Arbeitsmarktfähigkeit setzt voraus, dass jeweils alle Dimensionen erfasst werden. Dabei steht die Gesundheit für Compasso zwar im Vordergrund, doch gilt es, auch die Wechselwirkungen der einzelnen Dimensionen untereinander zu berücksichtigen und miteinzubeziehen. Denn eine Beeinträchtigung kann sich zum Beispiel auch auf die sozialen Kompetenzen der betroffenen Person auswirken.

Weil sich sowohl der Bedarf des Arbeitsmarktes als auch die individuellen Voraussetzungen der stellensuchenden Person verändern, ist der Begriff der Arbeitsmarktfähigkeit dynamisch. Dies hat zur Folge, dass die Beurteilung der Arbeitsmarktfähigkeit regelmässig im Verhältnis zwischen Arbeitgebenden, Arbeitnehmenden, Ärzten und Ärztinnen sowie Versicherern überprüft werden muss. Compasso stellt hier verschiedene Instrumente zur Verfügung, die als Beziehungsangebot genutzt werden können. Ein Beispiel hierfür ist das ressourcenorientierte Eingliederungsprofil REP (Knöpfel/Kaiser 2018). Die Diagnose der Erkrankung spielt bei der Beurteilung der Arbeitsmarktfähigkeit eine untergeordnete Rolle.

  • Literatur
  • Kaiser, Martin; Knöpfel, Regina (2018): «Frühe Zusammenarbeit lohnt sich», in Soziale Sicherheit CHSS 2018, Nr. 1, S. 25–28: www.soziale-sicherheit-chss.ch > Ausgaben & Schwerpunkte > CHSS Nr. 1 / März 2018.
  • Knöpfel, Regina; Kaiser, Martin (2018): «Ressourcenorientiertes Eingliederungsprofil», in Soziale Sicherheit CHSS 2018, Nr. 2, S. 21–24: www.soziale-sicherheit-chss.ch > Ausgaben & Schwerpunkte > CHSS Nr. 2   / Juni 2018.
Kommunikationsverantwortliche, Compasso.
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