2045 werden mehr Menschen über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche in unserem Land leben. Diese Entwicklung belastet das Rentensystem, das Gesundheitswesen und die Budgets von Bund und Kantonen. Trotzdem wäre es kurzsichtig, sie nur unter dem Kostenaspekt zu diskutieren. Vielmehr lohnt es sich, den Blick auch auf die Ressourcen zu richten, die sich mit einer umsichtigen Alterspolitik mobilisieren lassen.
Altsein ist die Lebenswirklichkeit eines steigenden Bevölkerungsanteils über eine immer längere Zeitspanne: Derzeit hat eine 65-jährige Frau durchschnittlich noch gut 22, ein gleichaltriger Mann knapp 20 Lebensjahre vor sich. Verglichen mit ihrer Elterngeneration haben sie gute Voraussetzungen, einen grossen Teil davon behinderungsfrei und selbstbestimmt zu verbringen. Vom letzten Lebensabschnitt erwarten sie mehr als ein angemessenes Einkommen, eine bezahlbare medizinische Versorgung und Unterstützung zu Hause. Vielmehr rückt auch die gesellschaftliche Teilhabe in den Fokus.
Die Biografie, die jemand mitbringt, beeinflusst die Ressourcen, auf die er oder sie im Alter zurückgreifen kann. Der persönliche Erfahrungsschatz prägt das Bedürfnis nach sozialer Teilhabe und die Bereitschaft zur Mitgestaltung der Gesellschaft. Eine Tatsache, welcher der Bundesrat in seiner «Strategie für eine schweizerische Alterspolitik» Rechnung trägt. Darin entwirft er eine Alterspolitik, die auf Eigenverantwortung, Selbstorganisation, Generationensolidarität und Subsidiarität baut und in der die drei Staatsebenen, nichtstaatliche Akteure und Freiwillige Hand in Hand zusammenarbeiten.
Folglich gehört es zu einer weitsichtigen Alterspolitik, die älteren Menschen als integralen Teil der Gesellschaft zu verstehen, deren vielfältigen Ressourcen gesellschaftlichen Nutzen stiften. Das bedeutet etwa, die Bereitschaft zu fördern, sich auch nach dem Pensionsalter beruflich zu engagieren und wertvolles Wissen weiterzugeben. Ebenso sind Gemeinden, Kantone und Bund aufgefordert, die nötigen Bedingungen zu schaffen, um die Initiativen, die oft von den jungen Alten selbst angerissen und getragen werden, zum Fliegen zu bringen.
Einige Kantone sind derzeit dabei, eine zukunftsfähige Alterspolitik aufzubauen, die der neuen gesellschaftlichen Realität Rechnung trägt. Sie schaffen die nötigen Strukturen, um Akteure und Projekte zu koordinieren und den Wissenstransfer sicherzustellen. Beispielsweise wird an der Verbesserung der Mobilität gearbeitet, indem die Haltestellenanzeigen leserlicher gestaltet oder das Buspersonal in passagiersicherem Fahren geschult werden. Auch der Zugang zum Kulturangebot wird gefördert oder die Anwenderfreundlichkeit neuer Technologien, etwa von Billettautomaten, verbessert.
Diverse Städte führen regelmässig Quartierbegehungen durch mit dem Ziel, die Lebensqualität und Autonomie älterer Menschen zu verbessern. Andere verstehen ihre Quartiere als Sozialraum, in dem Dienstleistungsangebote vernetzt, Generationen zusammengebracht und altersgerechtes Wohnen gefördert werden.
Dadurch erfüllt die Alterspolitik viele Kriterien eines lebendigen und innovativen Politikfelds, das sich den anstehenden Herausforderungen stellt, indem es die demografische Alterung als Chance versteht.