Röstigraben bei der familienergänzenden Kinderbetreuung
Die Zahl der familienergänzenden Betreuungsplätze für Kinder nimmt in allen Kantonen zu. In der Westschweiz sowie in städtisch geprägten Kantonen gibt es deutlich mehr Plätze als anderswo.
Wie soll die Familienpolitik im Jahr 2040 ausgestaltet sein, um den Bedürfnissen der verschiedenen Familienkonfigurationen gerecht zu werden? In Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) veröffentlicht die «Soziale Sicherheit» (CHSS) eine Reihe von Beiträgen aus Wissenschaft und Forschung, die sich mit den künftigen Herausforderungen der schweizerischen Familienpolitik befassen.
Die Zahl der familienergänzenden Betreuungsplätze für Kinder nimmt in allen Kantonen zu. In der Westschweiz sowie in städtisch geprägten Kantonen gibt es deutlich mehr Plätze als anderswo.
Wenn Frauen nach der Geburt des ersten Kindes ihr Pensum reduzieren, gehen sie langfristig finanzielle Risken ein. Die Ökonomin Michaela Slotwinski hat in einer Studie Lehrerinnen mit Kindern nach den Gründen für ihre Teilzeitpensen befragt.
Das schweizerische Familienzulagensystem weist Reformbedarf auf. Zu diesem Schluss kommt Marc Stampfli, ehemaliger Leiter des Bereichs Familienfragen im BSV. Eine vom Bund koordinierte Reform sollte das Kind konsequent ins Zentrum stellen, Familien in prekären Situationen entlasten, die Finanzierung vereinheitlichen und die Durchführung vereinfachen.
Frauen in der Schweiz haben im Durchschnitt weniger Kinder als gewünscht. Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist bei Gutausgebildeten besonders gross.
Räumliche und zeitliche Voraussetzungen sind für die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben entscheidend – wobei die Entfernung zum Arbeitsplatz und zu den Betreuungsangeboten sowie die Arbeits- und Betreuungszeiten ausschlaggebend sind.
Der Bundesrat schlägt eine zivilstandsneutrale Individualbesteuerung vor. Diese wirkt sich positiv auf die Beschäftigung aus – vor allem bei Frauen.
Mit dem Nobelpreis von Claudia Goldin anerkennt auch die Mainstream-Ökonomie die Bedeutung der Forschung zu Geschlechtergerechtigkeit. Eine wichtige Rolle spielen kulturelle Normen, wie ein neues Buch der US-Wirtschaftsjournalistin Josie Cox zeigt.
Viele Familien in der Schweiz können sich Erwerbs- und Familienarbeit nicht so aufteilen, wie sie es gerne möchten. Dies hat unter anderem mit Wertvorstellungen zu tun.
In einem egalitären Betreuungsmodell teilen sich Eltern Care- und Erwerbsarbeit auf. Das Verankern dieses Standards auf allen Staatsebenen trägt dazu bei, schweizweit familienpolitische Ziele zu erreichen.
Familienentscheidungen unterliegen starken äusseren Zwängen – bei der Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit und Erwerbsarbeit sind die Wahlmöglichkeiten begrenzt. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet ein reform-orientiertes familienpolitisches Kompromissmodell.
Die Schweizerische Familienpolitik ist seit den 1990er-Jahren ein zunehmend bedeutungsvolleres Politikfeld, das mobilisiert und polarisiert. Auf Grund der grösser werdenden Verflechtungen drängt sich unter anderem eine Diskussion über die föderalistische Kompetenzordnung auf.