Fachgruppe Datenmanagement begleitet digitale Transformation im Gesundheitswesen

Die digitale Transformation im Gesundheitswesen bedarf einheitlicher Standards. Die Fachgruppe Datenmanagement im Gesundheitswesen sucht nach Lösungen.
Julia Müllner, Stefan Iseli
  |  26. Juni 2023
    Recht und Politik
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  • Gesundheitspolitik
Im klinischen Alltag entstehen zahlreiche Daten. Pflegefachmann im Waadtländer Universitätsspital CHUV. (Keystone)

Auf einen Blick

  • Zur Koordination der digitalen Transformation im Gesundheitswesen hat die Fachgruppe Datenmanagement Ende 2022 ihre Arbeit aufgenommen.
  • Die Fachgruppe identifiziert Handlungsfelder und sucht in Arbeitsgruppen nach Lösungen.
  • Sie ist Teil des Programms DigiSanté.

Der Bundesrat will das Datenmanagement im Gesundheitsbereich verbessern. Mit einer inhaltlichen, strukturellen und technischen Standardisierung soll der Datenaustausch und das Zusammenspiel zwischen den Akteuren verbessert werden (siehe Kasten). Zu diesem Zweck hat im November 2022 die Fachgruppe Datenmanagement im Gesundheitswesen (FDMG) ihre Arbeit aufgenommen.

Datenmanagement: Massnahmen des Bundesrats

Mit fünf Massnahmen will der Bundesrat das Datenmanagement im Gesundheitswesen verbessern:

  • Anforderungen definieren, damit ein nationales Register der Gesundheitseinrichtungen im Spitalbereich aufgebaut werden kann;
  • Ein Konzept erstellen, damit die Akteure im Gesundheitsregister identifiziert werden können;
  • Prozesse für Datenmeldungen an die Behörden prüfen;
  • Datenauswertungen im Hinblick auf weitere Krisen weiterentwickeln;
  • Mit einer Fachgruppe das gesamtheitliche Datenmanagement im Gesundheitswesen sicherstellen.

Die Fachgruppe ist Teil des Programms «DigiSanté» des Eidgenössischen Departments des Innern (EDI) zur Förderung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen. In der Fachgruppe sind unter anderem Bund, Kantone, Spitäler, Ärzteschaft, Apotheker, Krankenversicherer, die forschende Pharma-Industrie, die Data Science-Forschung und weitere Akteure des Gesundheitswesens vertreten.

Digitale Transformation als Ziel

Die Fachgruppe hat zur Aufgabe, die Voraussetzungen für die digitale Transformation im Gesundheitswesen der Schweiz zu schaffen und bei deren Umsetzung zu unterstützen. Ziel ist die Förderung eines gemeinsamen Datenmanagements im Gesundheitswesen, welches bei Erfassung, Archivierung und Transfer von Gesundheitsdaten höchste Qualität, Vollständigkeit und Sicherheit garantiert. Das bedarf eines gemeinsamen Architekturverständnisses und einer möglichst breiten syntaktischen und semantischen Standardisierung.

Unter gleichberechtigter Mitwirkung aller relevanten Stakeholder aus dem Bereich Gesundheitswesen und Digitalisierung identifiziert die Fachgruppe Aufgabenfelder – wie etwa die Strukturierung der erfassten Daten am Patientenbett – und lässt Lösungskonzepte erarbeiten. Um eine breite Unterstützung der von ihr erarbeiteten Konzepte und Lösungsvorschläge zu gewährleisten, strebt die Fachgruppe eine Konsenslösung an.

Bezüglich der internationalen und relevanten Standards steht die Fachgruppe im Austausch mit internationalen Partnerorganisationen. Das gemeinsame Datenmanagement soll mit möglichst wenig administrativem und finanziellem Aufwand eine hohe Patientensicherheit und Behandlungsqualität gewährleisten. Zusätzlich soll die Transparenz der Leistungen im Gesundheitssystem sowohl für die Leistungserbringer wie auch für die Leistungsempfänger erhöht werden.

Fachgruppenkonferenz gibt Impulse

Organisatorisch setzt sich die Fachgruppe aus der Fachgruppenkonferenz, der Geschäftsstelle und momentan fünf Arbeitsgruppen zusammen. Die Fachgruppenkonferenz ist das Steuerungsgremium. In ihr sind Bundesbehörden, Vertreter der Kantone sowie die Fach- und Berufsverbände vertreten. Sie tagt alle zwei Monate.

Die Fachgruppenkonferenz formuliert Arbeitsaufträge und bestimmt für diese Arbeitsgruppenverantwortliche aus der Gruppe ihrer Mitglieder. Sie priorisiert diese Arbeitsaufträge nach Relevanz und Dringlichkeit. Zudem beurteilt sie die von den Arbeitsgruppen präsentierten Lösungsansätze nach Praktikabilität und stimmt über diese ab. Sie ist das Koordinationsorgan dieser Arbeitsgruppen.

Die Geschäftsstelle der Fachgruppe führt eHealth Suisse – die Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kantonen. Sie übernimmt die koordinativen und administrativen Aufgaben für die Fachgruppenkonferenz und die Arbeitsgruppen.

Fünf Arbeitsgruppen

Die derzeit fünf Arbeitsgruppen sind zuständig für die inhaltliche Ausarbeitung der von der Fachgruppenkonferenz priorisierten Arbeitsaufträge. Sie werden von einem Mitglied der Fachgruppenkonferenz geleitet. Die Arbeit in den Arbeitsgruppen findet jeweils zwischen den Fachgruppenkonferenzen statt. Die Organisation und Gestaltung der Arbeitsgruppe können nach Bedarf und Möglichkeiten frei gestaltet werden. Die jeweiligen Verantwortlichen berichten bei jeder Fachgruppenkonferenz über den Fortschritt bei der Ausarbeitung der Arbeitsaufträge in ihren Arbeitsgruppen, präsentieren Konzeptvorschläge und Lösungsansätze und stimmen diese mit den Arbeiten der anderen Arbeitsgruppen ab.

«Wo entstehen Daten im Gesundheitswesen und wohin werden sie weitergeleitet?» Dieser Frage geht die erste Arbeitsgruppe «Datenraum Gesundheitswesen» unter der Leitung der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) nach.

Eine zweite Arbeitsgruppe namens «strukturierte Datenerfassung at the source» sucht Antworten auf die Frage: Wie können Daten im klinischen Alltag so erfasst werden, dass sie auch retrospektiv interpretierbar und nutzbar sind, ohne dass dies den Arbeitsalltag der Gesundheitsfachpersonen belastet oder mit vermehrtem Kostenaufwand verbunden ist? Diese Arbeitsgruppe wird vom Swiss Personalized Health Network (SPHN) geleitet.

Die dritte Arbeitsgruppe «Register Übersicht» beschäftigt sich mit der Harmonisierung von gesundheitsbezogenen Registern. Dies betrifft Register, welche aus klinischen, wissenschaftlichen sowie qualitätssichernden Aspekten geführt werden. Es soll ein Minimal-Dataset definiert und eine Analyse der vorhandenen Register durchgeführt werden. Sie wird von Interpharma und der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI) in einer Co-Leitung geführt.

Eine weitere Arbeitsgruppe («Identifikatorenkonzept Person») soll unter der Leitung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ein Konzept erarbeiten, welches Lösungen für eine eineindeutige Identifikation von Personen, vor allem bei institutionsübergreifenden Aufgaben und Prozessen, ermöglicht. Dies unter Berücksichtigung der aktuellen Rechtsgrundlagen.

Die fünfte Arbeitsgruppe «Übersicht Standards» schliesslich soll unter der Leitung von IG eHealth eine Übersicht aller bekannten und verwendeten Daten- und semantischen Standards aufarbeiten. Diese «Landkarte» wird weiterführend als Basis verwendet, um den Bedarf für die Harmonisierung, Einführung und/oder Schaffung von Standards im Gesundheitswesen abzuleiten.

Offen für neue Mitglieder

Die Mitgliedschaft in der Fachgruppenkonferenz kann jederzeit über die Geschäftsstelle beantragt werden. Voraussetzung ist das Erfüllen der Aufnahmekriterien und dass der Aufnahmeantrag bei der Abstimmung eine Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht.

Die Mitarbeit in den Arbeitsgruppen ist für alle Interessierten offen. Details zur Organisation in den Arbeitsgruppen werden von der verantwortlichen Person selbst festgelegt. Der fachliche Austausch zwischen den Arbeitsgruppen ist ausdrücklich erwünscht.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, eHealth Suisse
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Wissenschaftlicher Mitarbeiter, eHealth Suisse
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